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Top 10 Rezepte, mit denen Sie Ihre Geschmacksknospen auf Reisen schicken.

15 Februar 2021 - Reiseziele

Da wir aktuell nicht unseren schönen Planeten bereisen können, um neue Kulturen und Orte kennen zu lernen, begeben wir uns doch einfach auf ein für jedermann zugängliches Terrain, versteckt am Ende von langen Fluren, mitunter unbeachtet oder als versnobt angesehen: die Küche! Vorteil Nr. 1: Sie benötigen weder Koffer noch Reisepass, um dorthin zu gelangen. Konzentrieren wir uns auf das Positive. Vorteil Nr. 2: Dieser recht banale Zielort hat die immense und verkannte Kraft, uns auf Reisen schicken. Schließen Sie Ihre Augen und wiederholen Sie: Mirin, Zaatar, Sumach, Maniguette, Bockshornklee, Galgant, Tonkabohne... Von Nord bis Süd, vom Orient bis zum äußersten Westen, von Japan über Russland und Brasilien bis hin zum Libanon: eine neue Weltkarte zeichnet sich ab, ganz ohne Jetlag.

Top 1: Japan

Die Liebhaber Japans wissen es: Mirin, der Wein aus gezuckertem Reis ist eine Grundzutat der japanischen Küche ebenso wie Sake. Diese magische Zutat verleiht den Speisen des Landes der aufgehenden Sonne ihren typisch süß-salzigen Geschmack. Er wird aus aus klebrigem, gedämpftem „Mochigomé“-Reis hergestellt, dem Shochu (Weinbrand) zugesetzt wird. Dieser wird anschließend fermentiert und es entsteht eine sirupartige, bernsteinfarbene, wie lackiert aussehende Flüssigkeit. Mirin wird fast automatisch mit Sojasauce in Verbindung gebracht. Er verleiht Marinaden ihren typischen Geschmack und rundet Rezepte mit Fisch, Fleisch oder Gemüse wie Ying und Yang perfekt ab.

Rezept von Chefkoch Nobu Matsuhisa: Schwarzer Kabeljau, Miso-Saikyo-Sauce und Yuzu mit Mirin. hier

TOP 2: Libanon

Besonders in der levantinischen Küche wird Zaatar, eine Mischung aus verschiedenen Gewürzen und Kräutern, verwendet. Sie besteht aus Thymian, Oregano, Bohnenkraut, Sumach und Sesam, wenngleich Zaatar etymologisch gesehen auf Arabisch Thymian bedeutet. Jede Familie im Orient und jeder Gewürzhändler im In- und Ausland hat sein eigenes Zaatarrezept! Wählen Sie Koriander, grüne Anissamen oder Kreuzkümmel und kreieren Sie Ihr eigenes Rezept. Im Libanon genießt man Zaatar beim Frühstück traditionell mit Brot und Olivenöl, beim Mittagessen auf Hummus oder rohem Gemüse und am Abend auf einer Gemüsepizza, auf frischem Käse oder einer Kürbissuppe. Man sollte dieser Mischung weder Salz noch Zitronensaft zufügen.

Das Rezept der traditionellen libanesischen Galette, „le manou’ché“, vom Pariser Stylisten Rabih Kayrouz hier

TOP 3: Türkei

Sumach ist ein noch wenig bekanntes Gewürz, noch weniger bekannt als Kreuzkümmel, Kurkuma, Paprika oder sogar die Gewürzmischung Zaatar. Im Nahen Osten ist er jedoch sehr beliebt. Ob in der Türkei, im Libanon oder im Iran, dieses rote Puder findet sich in allen Gewürzzubereitungen: im Labné im Libanon, im Fattouche in der Türkei und sogar im beliebten Kebab. Mit seiner zitronigen und leicht essigartigen Note ist der aus Beeren eines Baumes gewonnene Sumach ein Salzersatz und hat fruchtige Aromen. Er fördert die Verdauung und ist ein perfekter Begleiter zu Fleisch. Das Shish Taouk ist eine Abwandlung, die dem Shish Kebab recht nahe kommt. Anstelle von Schaffleisch wird durch in Joghurt und Gewürzen mariniertes Hähnchen verwendet und als Spieß gegrillt. Ein Rezept für ein Sommer- und Urlaubsgefühl.

Rezept des Shish Taouk hier

TOP 4: Polen

Um den traditionellen polnischen Kuchen Bakba zu backen, benötigen Sie kein exotisches oder schwer zu beschaffendes Gewürz. Drei klassische Zutaten sind für diese Delikatesse ausreichend: Mehl, Butter, Zucker. Seit dem ersten Lockdown ist die Babka ein Instagram-Star und hat inzwischen alle Küchen erorbert, die der größten Starköche, die der Influencer und sogar derer, für die die Verwendung eines Ofens allein schon ein Sieg ist. In Paris eröffneten sogar Spezialgeschäfte wie z.B. die levantinische Bäckerei Babka Zana. Dies ist ein Beleg für den eindeutigen Erfolg dieses Kuchens, der traditionell am Ostersonntag gegessen wird. In einer Abwandlung dieses Kuchens aus der jüdischen Tradition, genannt Kranz, ersetzt man die kandierten Früchte durch Schokolade. Diese Süßspeise hat man sich nach einer Fastenzeit von 40 Tagen wohlverdient.

Das Rezept von Jeffrey Cagnes, Konditormeister bei Stohrer hier
Instagram-Konto von Jeffrey Cagnes hier
Die Bäckerei Babka Zana hier

TOP 5: Schweden

Mitten im Winter steht das Wohlergehen an erster Stelle. Da wird Ihnen niemand widersprechen. Lassen wir uns doch zur Abwechslung von Suppen, Raclettes, Tartiflettes oder Käsefondues von den nordischen Ländern inspirieren! Im Land von ABBA, Ingmar Bergman und Greta Thunberg hat man keine Angst, Neues zu kombinieren. Zimtschnecken, Fleischbällchen mit Preiselbeermarmelade, fermentierter Hering, geräucherter Lachs und alle Arten von Wild gehören in Schweden zum Alltag. Im Land des nie enden wollenden Winters ist der Genuss ohne Frage sehr wichtig, aber das Ziel einer Mahlzeit ist es vor allem, Energie zuzuführen, um gegen die klimatischen Bedingungen gewappnet zu sein. Chefkoch Magnus Nilsson, einer der Begründer der nordischen Küche, schwört auf eines der schwedischen Gerichte aus den 1950er Jahren, das zu den meist gekochten Wintergerichten gehört: Hasselback-Kartoffeln. Peppen Sie Ihre Kartoffeln mit den verrücktesten Gewürzen auf, die Sie in Ihrem Küchenschrank versteckt haben!

Das Rezept für Hasselback-Kartoffeln hier

TOP 6: Das Paradies

Für die einen verloren oder künstlich, für die anderen eine göttliche Komödie: Das Paradies ist vor allem das Anderswo, das Unbekannte, vielleicht sogar das Unerreichbare. Der Melegueta-Pfeffer oder Maniguette-Peffer, der aufgrund seiner fernen Herkunft auch die Bezeichnung Paradieskorn trägt, ist ein falscher Pfeffer aus Äthiopien. Man nennt ihn auch Guinea-Pfeffer... Können Sie folgen? Das Unbekannte macht uns umso neugieriger. Maniguette gilt als Pfeffer, aber eigentlich gehören die kleinen Beeren der mehrjährigen Pflanze zur Familie der Ingwergewächse. Das Gewürz ist kräftiger als Pfeffer, zwischen Ingwer und Kardamom, würzig und duftend, und verfeinert herzhafte und süße Speisen. In afrikanischen Gerichten ist Maniguette unverzichtbar, z.B. als Begleiter von weißem Fisch oder Geflügel oder in Desserts kombiniert mit Schokolade und Kaffee.

Herzhaftes Rezept: Bowl mit gebratenem Kürbis, Maniguette und knackigem Gemüse hier
Die süße Variante: Obst mit Honig und Maniguette-Pfeffer hier

TOP 7: Indien

Bockshornklee kommt ursprünglich aus Nordafrika, genauer gesagt aus Ägypten, wo er seit mehr als 4000 Jahren kultiviert wird. Inzwischen kennt man ihn im gesamten Mittelmeerraum, und er wird vor allem in Indien und sogar China verwendet. Bockshornklee ist wesentlicher Bestandteil der Küche dieser verschiedenen Länder und wird auch in der lokalen Pharmakologie für seine vielfältige Heilwirkung geschätzt. Reich an Eisen, Phosphor, Flavonoiden, Kalzium, Magnesium und den Vitaminen A, B und C ist Bockshornklee nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für die Geschmacksknospen. In Hindi „kasuri methi“ genannt, wird er als Gewürz in kleinen Mengen verzehrt, während seine grünen Blätter im traditionellen Gericht „aloo methi“ verwendet werden (grüne Bockshornkleeblätter gekocht mit Kartoffeln und Gewürzen). Mjam.

Rezept für Hühnchen-Massala mit Bockshornklee hier

TOP 8: Thailand

Galgant ist ein typisches Gewürz der asiatischen Küche und gehört zur Familie der Ingwergewächse. Dieses kräftige Gewürz mit leichtem Pfeffergeschmack und zitronigem Duft findet sich in den meisten thailändischen, vietnamesischen oder indonesischen Gerichten. Der sogenannte Thai-Ingwer stärkt das Immunsystem, fördert die Verdauung und ist wesentliche Zutat in traditionellen Gerichten wie der Suppe Tom Kha Kai, Thai-Garnelen oder Thai-Hühnchen. Auch in unserer westlichen Küche wird das Gewürz zur Verfeinerung von Fischgerichten oder auch zum Aufpeppen klassischer Gerichte verwendet. Ein Beispiel ist die Neuinterpretation von Großmutters Pot-au-feu von William Ledeuil, Chefkoch der Ze Kitchen Galerie in Paris.

Rezept des Gemüseeintopfs von William Ledeuil hier

TOP 9: Italien

Die 80er und 90er Jahren bescherten uns das immobile Reisen, kulturelle Vermischungen, Begegnungen und glückliche Zufälle einen kulinarischen Einfluss. Die Fusionsküche ist eine Vermischung weltweiter, französischer, asiatischer und afrikanischer Esskulturen und verschmelzt Aromen, Zutaten und Techniken zu einer kreativen Kochkunst, die heute von Chefköchen wie Yannick Alléno und Cyril Lignac verkörpert wird. Denny Imbroisi (Ex-Top Chef), Chefkoch des Restaurants Ida in Paris hat sich auf die Suche nach Safran gemacht, dem teuersten (und aphrodisierendsten) Gewürz der Welt, um ein traditionelles italienisches Gericht, Risotto, aufzupeppen. Für ein einziges Kilo Safran müssen bis zu hunderttausend Blüten gesammelt werden. Das ursprünglich aus Nepal stammende Gewürz wird heute im Mittelmeerraum angebaut. Ein Rezept für ein Essen in der Familie, mit dem Sie Ihre Mamma zum Staunen bringen.

Rezept des Safran-Parmesan-Risottos hier

Top 10: Brasilien

Jeder, der schon einmal in Südamerika und vor allem in Brasilien unterwegs war, hat vom Volk der Tupi gehört, den Ureinwohnern Amerikas von der brasilianischen Küste bis nach Guyana. Die Wörter Tonka, Acaï oder Ipanema stammen aus der Sprache der Tupis. Papagei, Topinambur und Boa auch! Die Tonkabohne ist Teil der Frucht des brasilianischen Teakbaums, einem tropischen Baum, der bis zu 30 Meter hoch werden kann. Der Geschmack der Tonkabohne ist außergewöhnlich, mit Noten von Bittermandel, Karamell, Vanille und Tabak. Sie wird von den besten Chefköchen häufig zur Verfeinerung von Desserts, insbesondere von Schokolade, verwendet, und auch neue Spitzenköche wie Julien Allano in der Drôme schätzen ihr feines Aroma. Er nutzt die kulinarische Kraft der Tonkabohne in herzhaften Gerichten, um unsere Geschmacksknospen zu wecken und schafft damit eine erstaunliche Kombination bzw. ein wahres Bild der Kontraste des Landes, das Claude Lévi-Strauss (und Régine, aber das ist eine andere Geschichte) so am Herzen lag.

Rezept für Butternut, Lagavulin und Tonkabohne, von Julien Allano hier